Intel inside! Der übersehene Gigant im KI-Ökosystem

TL;DR Zusammenfassung

Die 5-Milliarden-Dollar-Überraschung – Wenn der Rivale zum Retter wird

September 2025. Eine Nachricht versetzt die Tech-Welt in Aufruhr: Nvidia investiert fünf Milliarden US-Dollar direkt in Intel und wird damit zu einem der größten Anteilseigner mit rund 4% der Intel-Aktien. Die Intel-Aktie reagiert mit dem größten Kurssprung seit Jahrzehnten.

Zwei Konzerne, die jahrelang als Konkurrenten positioniert waren, planen nun, „mehrere Generationen“ von Chips für Datenzentren und PCs gemeinsam zu entwickeln. Intel wird künftig Prozessoren entwickeln, die direkt mit Nvidias Infrastruktur für KI-Rechenzentren und mit RTX-GPU-Chiplets für PCs kombiniert werden.

Jensen Huang, CEO von Nvidia, formuliert es so:

„This historic collaboration tightly couples NVIDIA’s AI and accelerated computing stack with Intel’s CPUs and the vast x86 ecosystem — a fusion of two world-class platforms. Together, we will expand our ecosystems and lay the foundation for the next era of computing.“

„Diese historische Zusammenarbeit verbindet Nvidias KI- und beschleunigte Computing-Plattform eng mit Intels CPUs und dem riesigen x86-Ökosystem – eine Fusion zweier Weltklasse-Plattformen. Gemeinsam werden wir unsere Ökosysteme erweitern und die Grundlage für die nächste Ära des Computing legen.“

Warum investiert der GPU-König ausgerechnet in Intel? Die Antwort ist ebenso einfach wie fundamental: Weil Intel etwas besitzt, das Nvidia nicht hat – und umgekehrt. Während Nvidia das KI-Training mit seinen GPUs dominiert, kontrolliert Intel kritische Bereiche der KI-Infrastruktur, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft übersehen werden, aber für das Funktionieren des KI-Ökosystems unverzichtbar sind.

Intel hatte schwierige Jahre hinter sich. Doch der Nvidia-Deal zeigt: Die Totgesagten leben länger als gedacht. Und manchmal ist die beste Investition die in einen ehemaligen Konkurrenten.

Die dunklen Jahre – Wie Intel 150 Milliarden Dollar Marktwert zerstörte

Die Geschichte, die zu diesem spektakulären Comeback führte, beginnt mit einem der dramatischsten Niedergangsgeschichten der Tech-Industrie.

Das tragische Ende der Gelsinger-Ära

Pat Gelsingers erzwungener Abgang im Dezember 2024 markiert das Ende einer der ambitioniertesten Transformationsversuche in der Technologiegeschichte. Der 63-jährige Intel-Veteran, der 34 Jahre bei Intel verbracht hatte, bevor er als CEO zurückkehrte, zerstörte während seiner dreijährigen Amtszeit 150 Milliarden Dollar Marktwert.

„20, 30 years ago, we are really the leader. Now I think the world has changed. We are not in the top 10 semiconductor companies“, gab Gelsinger in einem internen Meeting zu – ein Eingeständnis, das die Tragweite des Niedergangs verdeutlichte.

Seine IDM 2.0-Strategie, die Intel bis 2025 wieder zum TSMC-Konkurrenten machen sollte, kam nie richtig in Fahrt. Das Foundry-Geschäft verlor 2024 allein 7 Milliarden Dollar, und trotz 8,5 Milliarden Dollar aus dem CHIPS Act blieb der Durchbruch aus.

Das Board präsentierte Gelsinger die Wahl zwischen Rücktritt oder Entlassung – er wählte den Rücktritt. Sein Abgang erfolgte nur eine Woche, nachdem Intel einen 7,86 Milliarden Dollar CHIPS Act-Zuschuss erhalten hatte.

Historische Akquisitionsfehler – Wenn Milliarden verpuffen

Intel hatte die KI-Revolution nicht verschlafen. Das Unternehmen hatte sie gesehen und sogar Milliarden investiert – nur leider in die falschen Technologien.

Nervana Systems: Der 408 Millionen Dollar Fehler

2016 kaufte Intel Nervana Systems für 408 Millionen Dollar. Naveen Rao, CEO und Mitgründer des San Diego-basierten Startups, hatte prophezeit: „They [Intel] would be unstoppable“, falls Intel den Deep Learning-Markt angreifen würde. Nervana entwickelte mit „neon“ ein Deep Learning Framework, das Caffe, Theano, Torch und TensorFlow übertreffen sollte.

Die Realität war ernüchternd. Intel erkannte bald, dass es auf die falsche Technologie gesetzt hatte. Als Nvidia mit GPUs rasante Fortschritte machte, wurde Nervana stillschweigend eingestellt. „Intel didn’t just buy something that is simultaneously faster and more power-efficient than Nvidia. Intel bought something that it can sell on boards and systems and even supercomputers“, hatte Matt Ocko von Data Collective optimistisch prognostiziert. Diese Vision erfüllte sich nie.

Habana Labs: Der israelische Hoffnungsträger unter Intel-Bürokratie

2020 kaufte Intel Habana Labs für 2 Milliarden Dollar. Das israelische Startup hatte mit Gaudi einen funktionsfähigen AI-Training-Prozessor entwickelt, den Amazon als 40% effizienter als Nvidias Angebot bewarb. Doch unter Intels Führung verfiel Habana Labs.

„From the moment the Habana acquisition was completed, people inside Intel couldn’t understand why the company was running both Habana and the GPU division, which were developing competing architectures“, berichtet ein ehemaliger Intel-Manager. Die bürokratischen Ineffizienzen bei Intel lähmten die Innovationskraft: „At Habana, we could make a decision in a five-minute hallway conversation. At Intel, that same decision required three meetings with dozens of participants“, erinnert sich ein Ex-Habana-Mitarbeiter.

Mobileye: Der 15 Milliarden Dollar Erfolg

Nicht alle Akquisitionen waren Fehlschläge. Intels Mobileye-Übernahme 2017 für 15 Milliarden Dollar war ein strategischer Volltreffer. „Intel provides critical foundational technologies for autonomous driving including plotting the car’s path and making real-time driving decisions. Mobileye brings the industry’s best automotive-grade computer vision“, erklärte CEO Brian Krzanich die Strategie.

Die BMW-Intel-Mobileye-Partnerschaft, die 2016 begann, zielt darauf ab, vollautonome Fahrzeuge zu entwickeln. Intels Rolle als „Gehirn“ des autonomen Fahrsystems, kombiniert mit Mobileyes Computer Vision-Expertise, schuf eine formidable Plattform.

Der neue Kapitän – Lip-Bu Tan und die Neuausrichtung

Im März 2025 übernahm Lip-Bu Tan die Führung bei Intel – und brachte eine einzigartige Kombination aus technischer Expertise und Venture-Capital-Erfahrung mit.

Geboren 1959 in Malaysia, absolvierte Tan Physik an der Nanyang Technological University in Singapur und Nuclear Engineering am MIT. Seine Karriere begann er als Ingenieur, bevor er zum CEO von Cadence Design Systems aufstieg, wo er das Unternehmen über 12 Jahre führte und den Umsatz mehr als verdoppelte.

Als Gründer und Chairman von Walden International, einer führenden Venture-Capital-Firma, investierte Tan über 30 Jahre hinweg 5 Milliarden Dollar in 600 Unternehmen in 12 Ländern – mit einem besonderen Fokus auf Asien und die aufstrebende Chip-Industrie in Taiwan und China. Seine Mandarin-Kenntnisse und sein umfassendes Netzwerk machten ihn zu einem frühen Unterstützer der Semiconductor Manufacturing Corporation, einem prominenten chinesischen Chip-Produzenten.

„Together, we will work hard to restore Intel’s position as a world-class products company, establish ourselves as a world-class foundry and delight our customers like never before“, schrieb Tan in seinem ersten Brief an die Intel-Mitarbeiter.

2022 erhielt er den Robert N. Noyce Award – die höchste Auszeichnung der Semiconductor Industry Association – und wurde von Forbes als einer der Top 50 Venture Capitalists ausgezeichnet.

Die strategische Neuausrichtung

Unter Tans Führung fokussiert sich Intel auf „inference and agentic AI“ statt auf den aussichtslosen Training-Wettbewerb mit Nvidia. Diese pragmatische Neuausrichtung, kombiniert mit Intels Stärken in Edge Computing und Confidential Computing, legte das Fundament für die spätere Partnerschaft mit Nvidia.

Tan erkannte, was viele übersehen hatten: Intel musste nicht in jedem Bereich der Beste sein. Es reichte, in den richtigen Bereichen unverzichtbar zu sein.

Die unsichtbare KI-Infrastruktur – Wo Intel wirklich dominiert

Während die Öffentlichkeit über GPU-Schlagzeilen diskutiert, baut Intel still und systematisch eine Infrastruktur auf, die für das KI-Ökosystem unverzichtbar ist.

Edge AI – Die unterschätzte Frontier

Intel beherrscht die Edge-AI-Infrastruktur mit über 100.000 realen Edge-Implementierungen bei Partnern. Die Intel AI Edge Systems, Edge AI Suites und die Open Edge Platform bilden ein umfassendes Ökosystem für KI-Anwendungen außerhalb traditioneller Rechenzentren.

„The edge is the next frontier of digital transformation, being further fueled by AI“, erklärt Pallavi Mahajan, Intels Corporate VP of Network and Edge Group Software. Während andere Unternehmen auf Rechenzentrum-KI fokussiert sind, erobert Intel systematisch Edge-Anwendungen: von intelligenten Verkehrssystemen über Einzelhandelsanalytik bis hin zu industriellen Automatisierungslösungen.

Die Intel Core i7-1370PE Prozessoren sind für extreme Temperaturbedingungen ausgelegt und arbeiten zuverlässig in Outdoor-Anwendungen wie Wildtiererkennung an Autobahnen oder privaten 5G-Edge-Deployments. Diese industrietauglichen Lösungen zeigen Intels Stärke in Nischenbereichen, die für andere KI-Giganten weniger attraktiv sind.

Confidential Computing – Die Zukunft sicherer KI

Intel ist Pionier im Bereich Confidential Computing – einer Technologie, die KI-Anwendungen auch mit sensiblen Daten ermöglicht. „Confidential AI utilizes confidential computing principles and technologies to help protect data used to train LLMs, the output generated by these models and the proprietary models themselves while in use“, erklärt Anand Pashupathy, VP & GM der Security Software & Services Division bei Intel.

Intel Trust Domain Extensions (TDX) und Software Guard Extensions (SGX) schaffen Trusted Execution Environments (TEEs), die selbst vor Systemadministratoren und Cloud-Providern schützen. Google Cloud nutzt bereits TDX-basierte confidential VMs, Microsoft Azure setzt Intel TDX für vertrauliche Workloads ein, und Nvidia kollaboriert mit Intel für umfassende Attestierungsdienste für H100 GPUs.

Intel Tiber Trust Services bietet cloud-provider-unabhängige Attestierungsdienste, die Zero-Trust-Prinzipien verkörpern und unabhängige, manipulationssichere Audit-Logs für Compliance-Zwecke führen. Diese Technologie ist entscheidend für regulierte Branchen wie Finanzdienstleistungen und Gesundheitswesen, die KI einsetzen möchten, ohne Datenschutz zu kompromittieren.

Infrastructure Processing Units (IPUs) – Das versteckte Rückgrat moderner Rechenzentren

Intels IPUs revolutionieren die Rechenzentrumsarchitektur, indem sie Infrastrukturaufgaben von CPUs übernehmen. „IPUs give us some critical advantages. One of them is a separation of infrastructure and tenant workloads“, erklärt Patty Kummrow, Intel VP und GM der Ethernet Products.

In Servern werden über ein Drittel der CPU-Kapazität für Infrastrukturdienste wie Netzwerkvirtualisierung, Speicher-Management und Verschlüsselung verschwendet. Intels IPUs übernehmen diese Aufgaben mit spezialisierter Hardware und schaffen so Platz für wertschöpfende Anwendungen.

Google Cloud nutzt bereits gemeinsam mit Intel entwickelte IPUs in der C3 Machine Series, die als erste VM im Public Cloud mit 4th Gen Intel Xeon Scalable Prozessoren und Googles Custom Intel IPU läuft. Diese Zusammenarbeit ermöglicht 200 Gbps Low-Latency-Networking und Line-Rate-Verschlüsselung – entscheidend für High-Performance-Computing-Workloads.

Strategische Cloud-Partnerschaften – Intel im Schatten der Giganten

AWS: Die 18-jährige Partnerschaft

Die Partnerschaft zwischen Intel und AWS, die über 18 Jahre zurückreicht, wurde 2024 mit einem mehrjährigen, milliardenschweren Framework erheblich erweitert. Intel produziert für AWS einen AI Fabric Chip auf Intel 18A und einen Custom Xeon 6 Chip auf Intel 3.

„This expansion of our longtime relationship with AWS reflects the strength of our process technology and delivers differentiated solutions for customer workloads“, kommentierte Pat Gelsinger die Vereinbarung. AWS plant gleichzeitig eine 7,8 Milliarden Dollar Investition in Ohio – parallel zu Intels Fab-Expansion dort.

Microsoft und die SAP-Connection

Intel arbeitet seit über 25 Jahren mit SAP zusammen und profitiert nun von SAPs RISE-Strategie, bei der SAP als Managed Service Provider auftritt. „That’s why we also partner with Microsoft, Google, and AWS to ensure that what we’ve achieved transitions into this new era“, erklärt ein Intel-Vertreter die Multi-Cloud-Strategie.

Diese Partnerschaften sind nicht nur Marketing – sie bilden das technische Rückgrat für Milliarden von Transaktionen täglich. BDC (Business Data Cloud) von SAP läuft auf Intel-Plattformen und nutzt die Optimierungen, die Intel über Jahre mit Partnern wie Databricks entwickelt hat.

Die Software-Revolution – oneAPI und OpenVINO

oneAPI: Der unbemerkte Standard

Intels oneAPI hat sich still zur De-facto-Entwicklungsumgebung für heterogene Computing-Architekturen entwickelt. „With the growth of AI, machine learning, and data-centric applications, the industry needs a programming model that allows developers to take advantage of rapid innovation in processor architectures“, bestätigt das TensorFlow-Team die Bedeutung von oneAPI.

Bedeutende Unternehmen wie IBM nutzen oneAPI für ihre Watson NLP-Services. Die Integration mit PyTorch 2.5 und TensorFlow erfolgt native und out-of-the-box auf Intel Xeon 6 und Core Ultra Prozessoren. Dies ist keine oberflächliche Partnerschaft – Intel trägt kontinuierlich zu den PyTorch- und TensorFlow-Ökosystemen bei.

OpenVINO: Die unterschätzte Inferenz-Engine

OpenVINO wird von 542 dokumentierten Unternehmen genutzt und hat „hundreds of thousands of developers“ erreicht, die das Toolkit für AI-Inferenz einsetzen. Die Integration mit TensorFlow ermöglicht Entwicklern, ihre bestehenden Modelle mit nur zwei zusätzlichen Codezeilen zu beschleunigen.

„Just because you have the tools in the garage, doesn’t make you a plumber or electrician“, erklärt Clark-Zigmond von Intel die Herausforderung für Unternehmen beim KI-Einsatz. OpenVINO löst dieses Problem durch eine einheitliche Inferenz-Runtime, die auf Intel CPUs, integrierten Grafikkarten und VPUs läuft.

Monday.com berichtet von 80% Reduktion der Infrastruktur-Setup-Zeit durch Intel Tiber AI Studio MLOps-Tools. Diese praktischen Erfolge zeigen, dass Intel abseits der Schlagzeilen echten Mehrwert für KI-Entwickler schafft.

Die KI-Hardware-Offensive – Gaudi und Xeon 6

Gaudi 3: Spezialisiert für KI-Workloads

Intel Gaudi 3 AI Accelerators sind „purpose-built for AI workloads and intense learning training“ und bieten spezifische Vorteile gegenüber traditionellen CPUs und GPUs. Mit 64 Tensor Processor Cores (TPCs) und 8 Matrix Multiplication Engines (MMEs) beschleunigt Gaudi 3 Deep Neural Network-Berechnungen.

Die Leistungsdaten sind beeindruckend: 2x AI Compute (FP8), 4x AI Compute (FP16), 2,6x schnellere Matrix-Mathematik und 2x Netzwerk-Bandbreite gegenüber Gaudi 2. „Gaudi 3 also offers seamless compatibility with the PyTorch framework and advanced Hugging Face transformer and diffuser models“, betont Intel die Entwicklerfreundlichkeit.

IBM und Intel kündigten eine Kollaboration an, um Gaudi 3 als Service auf IBM Cloud anzubieten. Diese Partnerschaft zielt darauf ab, die Total Cost of Ownership zu senken und gleichzeitig die Performance zu steigern.

Xeon 6: Die CPU-Renaissance

Intel Xeon 6 mit Performance-Cores verdoppelt die Performance für AI- und HPC-Workloads gegenüber dem Vorgänger. „Xeon 6 is the best processor we’ve ever made. It’s the world’s best [central processing unit] for AI workloads … We’ve seen improvements up to 40% across the broader set of workloads“, erklärt ein Intel-Manager.

Die Architektur integriert AI-Beschleunigung in jeden Core und bietet doppelte Memory-Bandbreite. In Kombination mit Dell-Server-Lösungen ermöglicht Xeon 6 Unternehmen, AI- und Rechenzentrum-Workloads effektiver zu managen.

Intels unsichtbare Präsenz in kritischen Branchen

Automotive und autonomes Fahren

Intels Automotive-Engagement geht weit über Mobileye hinaus. Die BMW-Intel-Mobileye-Allianz entwickelt eine „base functionality platform“ für selbstfahrende Autos, die Intel an Autohersteller lizenzieren will. Diese Plattform umfasst nicht nur In-Vehicle-Processing, sondern auch Cloud-basierte Datenverarbeitung für autonome Fahrzeuge.

„That is an arms race going on. I don’t think they are late, but they have to execute, of course“, kommentiert Professor Raj Rajkumar von Carnegie Mellon. Intels diversifizierte Strategie – von In-Vehicle-Chips über 5G-Connectivity bis zu Cloud-Services – positioniert das Unternehmen als Systemintegrator für die gesamte autonome Fahrzeug-Wertschöpfungskette.

Kritische Infrastruktur und Smart Cities

Intel dominiert in kritischen Infrastrukturanwendungen wie Verkehrsmanagement und öffentlicher Sicherheit. Supermicro nutzt Intel Core Prozessoren für Edge-Devices in Verkehrsüberwachung, die 4K-Auflösung auf vier unabhängigen Displays unterstützen. Diese Fähigkeit ist entscheidend für umfassende Monitoring-Dashboards an Kreuzungen.

Die Intel AI Edge Systems sind speziell für „space-constrained, low-power and cost-sensitive environments“ konzipiert. Anders als große Rechenzentren mit dedizierter AI-Infrastruktur müssen Edge-AI-Deployments nahtlos in bestehende IT-Systeme integriert werden.

Die Geopolitische Dimension – Intels strategische Bedeutung

CHIPS Act und US-China-Konkurrenz

Intel erhielt 11,1 Milliarden Dollar aus dem CHIPS Act – die größte Einzelförderung des Programms. Diese Unterstützung reflektiert Intels strategische Bedeutung für die US-Halbleiterautonomie. „Intel Foundry offers a compelling alternative, particularly for Western nations“, argumentieren Analysten angesichts geopolitischer Spannungen.

Die Ohio-Expansion, unterstützt durch AWS‘ 7,8 Milliarden Dollar Investment, schafft ein integriertes Ökosystem aus Chip-Produktion und Cloud-Services. Diese geografische Konzentration reduziert Abhängigkeiten von asiatischen Lieferketten – ein entscheidender Vorteil in unsicheren Zeiten.

Lip-Bu Tans kontroverse Vergangenheit

Tans malaysische Herkunft und seine Investitionen in chinesische Unternehmen über Walden International führten zu politischen Kontroversen. Ehemaliger Präsident Trump forderte auf Truth Social Tans Rücktritt und nannte ihn „CONFLICTED“ aufgrund seiner früheren China-Investitionen.

Diese Kritik übersieht Tans amerikanische Staatsbürgerschaft und sein über 30-jähriges Engagement für die US-Technologiebranche. Seine Mandarin-Kenntnisse und sein Asien-Netzwerk könnten in einer multipolaren Welt sogar Vorteile sein, sofern sie transparent gemanagt werden.

Der Game Changer – Warum Nvidia-Intel zusammen mehr sind als die Summe ihrer Teile

Der Nvidia-Intel-Deal vom September 2025 ist mehr als eine Kapitalinjektion. Er ist die Anerkennung komplementärer Stärken und die Fusion zweier Welten, die getrennt unvollständig bleiben.

Was Nvidia gewinnt

Zugang zum x86-Ökosystem: Nvidias GPUs sind leistungsstark, aber sie brauchen CPUs als Partner. Intels x86-Architektur ist der De-facto-Standard in Rechenzentren weltweit. Die direkte Integration von Nvidia-Beschleunigung in Intel-Prozessoren schafft eine nahtlose Plattform.

Fertigungskapazitäten: Nvidia ist fabless – es produziert keine eigenen Chips. Mit Intel gewinnt Nvidia Zugang zu westlichen Fertigungskapazitäten und reduziert die Abhängigkeit von TSMC.

Edge-Präsenz: Nvidia dominiert das Training in Rechenzentren, ist aber in Edge-Computing weniger stark vertreten. Intels Edge-Infrastruktur öffnet neue Märkte.

Geopolitische Absicherung: In einer Welt, in der Chip-Supply-Chains zum Politikum werden, ist eine Partnerschaft mit Intel eine strategische Absicherung gegen geopolitische Risiken.

Was Intel gewinnt

Kapital und Vertrauen: Die fünf Milliarden Dollar sind wichtig, aber das Signal ist noch wertvoller. Wenn der KI-König in Intel investiert, sendet das eine klare Botschaft an den Markt: Intel ist relevant.

GPU-Expertise: Intel hat in der GPU-Entwicklung Rückschläge erlitten. Die Zusammenarbeit mit Nvidia bringt Zugang zu bewährter Technologie und Know-how.

Relevanz im KI-Training: Während Intel sich auf Inferenz fokussiert hat, hält die Partnerschaft mit Nvidia die Tür zum Training-Markt offen.

Komplettierung des KI-Stacks: Mit Nvidia an Bord kann Intel ein vollständiges KI-System anbieten – von der CPU über die GPU bis zur Edge.

Die Fusion zweier Welten

Die technische Integration ist ambitioniert: Intel entwickelt Prozessoren, die direkt mit Nvidias KI-Infrastruktur und RTX-GPU-Chiplets kombiniert werden. Das Ziel ist nicht die Addition zweier Plattformen, sondern deren Verschmelzung zu einem integrierten System.

Für Unternehmen bedeutet das: Einfachere Beschaffung, bessere Integration, optimierte Performance. Statt separate Intel- und Nvidia-Komponenten zu kaufen und zu integrieren, erhalten sie eine einheitliche Plattform.

Für die Industrie bedeutet das: Ein neues Gleichgewicht. Nvidia bleibt dominant, aber nicht mehr allein. Intel kehrt zurück ins Spiel – nicht als Konkurrent, sondern als Partner.

Was bedeutet das für Unternehmen? Praktische Implikationen

Für mittelständische Unternehmen, die KI-Infrastruktur-Entscheidungen treffen, ergeben sich aus dieser Entwicklung konkrete Handlungsoptionen:

Edge-First-Strategie überdenken

Nicht jede KI-Anwendung braucht Cloud-GPUs. Für viele industrielle Anwendungen, Einzelhandelsanalysen oder Verkehrssysteme ist Intels Edge-Infrastruktur oft die bessere Wahl – kostengünstiger, datenschutzfreundlicher und latenzärmer.

Die Kombination aus Intel-Edge und Nvidia-Cloud für Training schafft ein hybrides Modell: Trainieren in der Cloud, Inferenz am Edge.

Confidential Computing ernst nehmen

Für regulierte Branchen ist Intels Confidential Computing keine Nice-to-have-Funktion, sondern eine Grundvoraussetzung. Wer heute KI-Strategien entwickelt, sollte Datenschutz von Anfang an mitdenken – nicht als Hindernis, sondern als Wettbewerbsvorteil.

Die Integration von Intel TDX in Cloud-Plattformen wie Google Cloud und Microsoft Azure macht diese Technologie zunehmend zugänglich.

Die Infrastruktur-Ebene nicht ignorieren

Während alle über Modelle und Algorithmen sprechen, entscheidet oft die Infrastruktur über Erfolg oder Misserfolg. IPUs, die CPU-Ressourcen freisetzen, können die Gesamtperformance eines Systems dramatisch verbessern – ohne dass eine einzige Zeile Code geändert wird.

Diversifizierung der Lieferanten

Die Nvidia-Intel-Partnerschaft zeigt: Selbst die größten Tech-Konzerne setzen auf Partnerschaften statt auf Monopole. Unternehmen sollten ihre eigene Abhängigkeit von einzelnen Anbietern kritisch prüfen und bewusst auf Diversifizierung setzen.

Software-Werkzeuge nutzen

OpenVINO und oneAPI sind kostenlos verfügbar. Unternehmen, die heute auf Intel-Hardware setzen, können diese Tools sofort einsetzen, um ihre KI-Anwendungen zu optimieren – ohne zusätzliche Lizenzkosten.

Die Foundry-Herausforderung – Der steinige Weg zur Chip-Produktion

Trotz aller Stärken bleibt Intels Foundry-Geschäft eine Herausforderung. Die Vision, TSMC als Auftragsfertiger Konkurrenz zu machen, hat sich bisher nicht erfüllt.

Intel Foundry Services: Vision vs. Realität

Intels IDM 2.0-Strategie und Intel Foundry Services sollten eine neue Ära einläuten. „Intel Foundry offers a compelling alternative, particularly for Western nations“, argumentieren Befürworter einer diversifizierten Chip-Supply-Chain. Die Realität ist jedoch ernüchternd: Intel Foundry generiert nur etwa 50 Millionen Dollar Umsatz halbjährlich und hat „zero significant customers“.

Die Herausforderungen sind tief verwurzelt. „The damage done by years of delays, poor execution and broken trust is enormous“, analysiert ein Kommentator die Situation. Intels berüchtigtes 14nm-Debakel von 2014-2020 hinterließ tiefe Vertrauenslücken bei potenziellen Kunden. Während TSMC schrittweise von 16nm über 10nm zu 7nm und 5nm voranschritt, stagnierte Intel bei 14nm.

TSMC-Abhängigkeit trotz Konkurrenz

Ironischerweise ist Intel selbst auf TSMC angewiesen und hat „no long-term contract with TSMC“. Intel betont, dass das Fehlen adäquater Kapazitäten zu günstigen Preisen die Fähigkeit beeinträchtigen könnte, Produkte in ausreichenden Mengen zu fertigen. Diese Abhängigkeit vom Hauptkonkurrenten verdeutlicht Intels strategisches Dilemma.

Die Nvidia-Partnerschaft könnte hier helfen: Wenn Intel Nvidia-Chips produziert, gewinnt das Foundry-Geschäft einen prestigeträchtigen Referenzkunden – und beweist, dass es komplexe, anspruchsvolle Chips fertigen kann.

Fazit: Der unterschätzte Gigant kehrt zurück auf die Bühne – und wie!

Intel ist weit mehr als ein abgeschriebener PC-Gigant. Das Unternehmen dominiert kritische Bereiche der KI-Infrastruktur: Edge Computing, Confidential Computing, Cloud-Partnerschaften und industrielle Anwendungen. Während Nvidia die Schlagzeilen dominiert, baut Intel still das Rückgrat für Milliarden von KI-Transaktionen täglich.

Die Herausforderungen bleiben real: Foundry-Verluste, verfehlte Foundry-Kundenziele und die schwierige Transformation unter neuer Führung. Doch Intels diversifiziertes Portfolio, strategische Partnerschaften und technologische Expertise in Nischenbereichen verschaffen dem Unternehmen einzigartige Wettbewerbsvorteile.

Der Nvidia-Deal vom September 2025 ist mehr als eine Rettungsaktion. Er ist die Anerkennung einer fundamentalen Wahrheit: In der KI-Welt braucht es mehr als nur GPUs. Es braucht CPUs, Edge-Infrastruktur, Confidential Computing, IPUs, Software-Stacks und ein funktionierendes Ökosystem. Intel liefert all das.

„Only the paranoid survive“ – Andy Groves legendärer Leitspruch prägt Intel bis heute. In einer KI-Welt, die über GPU-Training hinausgeht, könnte diese Paranoia Intel helfen, die nächste Transformation zu meistern und als unterschätzter Gigant des KI-Zeitalters zu triumphieren.

Die Fusion mit Nvidia ist nicht das Ende dieser Geschichte. Sie ist der Anfang eines neuen Kapitels – eines Kapitels, in dem Intel nicht mehr nur überleben will, sondern wieder gestalten. Zusammen mit dem ehemaligen Rivalen, aber mit den eigenen, unverwechselbaren Stärken.

Für Unternehmen bedeutet das: Der KI-Markt ist vielfältiger, als es scheint. Wer heute Infrastruktur-Entscheidungen trifft, sollte nicht nur auf die lautesten Stimmen hören, sondern auch auf die stillen Giganten – denn manchmal sind es genau die, die das Fundament tragen.


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